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EINE UNPARTEILICHE SICHT AUF VERGANGENHEIT UND GEGENWART

Essays auf der Manipulation von historischen Fakten zu politischen Zwecken

DiE herausforderung

          Für Historiker und Journalisten gibt es keine heiklere Angelegenheit als über die Vergangenheit bzw. die Gegenwart Unparteilich zu urteilen. Die professionelle Ethik fordert von ihnen, ihre Behauptungen mit glaubwürdigen Primärquellen zu belegen. Doch diese sind entweder rar oder schwer zu beschaffen. Manchmal sind sie unvollkommen und lapidar, manchmal wiederum so umfangreich und zerstreut, dass es beinahe unmöglich ist, sie im vollen Umfang zu konsultieren. Es gibt aber Schlimmeres. Oft werden schriftliche Beweise, die auf echte Absichten von bestimmten im Hintergrund agierenden Drahtzieher hinweisen könnten zerstört, gefälscht oder nicht aufgezeichnet. Die Bemühung der Protagonisten, Spuren ihrer nicht unbedingt ruhmreichen Tätigkeiten zu verwischen, begünstigt das Schaffen von historischen bzw. politischen Mythen. Das ist ein Segen für die herrschenden Kreisen, das ihnen erleichtert bestimmte Fakten  zur Propagandazwecke zu missbrauchen, nicht aber für Historiker und Journalisten, weil sie deshalb  in die Irre gesteuert werden können. Würden sie versuchen das zu vermeiden und, im Namen der professionellen Ethik, die Fakten kritisch hinterfragen, dann droht ihnen die Gefahr als „Revisionisten“ oder Anhänger von „Verschwörungstheorien“ abgestempelt werden. Das könnte folgenschwer sein: die Karriere im wissenschaftlichen oder journalistischen Bereich könnte beeinträchtigt und der Zugang zur Öffentlichkeit verhindert werden. Außerdem, könnte der Betroffene in eine prekäre materielle Lage geraten. Was, also, tun?

          Am einfachsten wäre es, natürlich, zu schweigen. Wird man aber dadurch nicht das Wasser auf die Mühle des Gegners umleiten um ihn somit helfen, die Meinungs- und Redefreiheit zu untergraben? Es handelt sich, schließlich, um zwei Grundpfeile der Menschenrechte und der Demokratie. Will man die Wissenschaft und die Menschheit vorwärts treiben, dann sollte man keinesfalls das Hinterfragen von herrschenden Meinungen als Meinungsdelikt behandeln und den „Täter“ dafür bestraffen. Das Aufzwingen von Tabu-Themen und der „politischen Korrektheit“ kann nur dazu führen, die Suche zur Erkenntnis der Wahrheit  mit vorgeschriebenen Dogmen zu blockieren. Wer von dieser wiederauferstehenden Scholastik profitiert ist klar und wohin die dadurch entstandene intellektuelle Gleichschaltung führt ebenfalls. Vorwärts keinesfalls, rückwärts aber gerade ins anno dazumal.

          Die Menschheit ist, leider, dabei, in diese Richtung zu gehen. Sie könnte sich aber dagegen noch währen. Die einzige, aber die effizienteste Waffe steht ihr noch zur Verfügung: das Zweifeln. Mit ihm kann man beginnen, Dogmen und Mythen zurückzuschlagen. Mit ihm ist auch möglich den Weg zum Verständnis von Ursachen und Folgen der Ereignisse zu bahnen. Mit Primärquellen kann man ihn am besten befestigen. Falls sie aber nicht vorhanden sind, warum auf andere Mittel nicht zugreifen? Indizien, Analogien, aber auch die geographische Lage und die daraus folgende Geopolitik, ja sogar das lesen zwischen den Zeilen wenn es sich um die offiziellen Behauptungen oder Berichten in den Medien handelt, könnte Richtungweisend sein. Zwar das Risiko, deshalb in die Irre zu geraten darf nicht unterschätzt werden. Aber, ist es beim Versuch die Ereignisse zu verstehen nicht besser auch durch Irrwege zu gehen als sich, im Namen des Respekts zu den Tabus, Dogmen und Mythen davon zu enthalten? Ein Irrtum kann man korrigieren und dann weitergehen. Ideologische Argumente hingegen nicht. Sie lähmen den Geist und deshalb muss man sie bekämpfen.

          Um dazu beizutragen möchte ich einen Blog starten in dem ich durch Nachdenken über bestimmte Ereignisse aus der Vergangenheit und der Gegenwart die Leser anregen möchte, sie nicht nur durch ideologisch-propagandistische Brille zu betrachten. Ich tue das auch deshalb, um zu vermeiden, mich, wie es früher der Fall war, wegen der Mitarbeit mit Medien oder wissenschaftlichen Institutionen, mit ihrer politischen Linie oder Militanz identifizieren zu müssen. Weil ich bei meinen Urteilen so gut wie möglich unabhängig bleiben will und weder als Atlantist noch als Eurasist bezeichnet werden möchte, hoffe ich auch, dass meine Interpretationen auch den Fachleuten, den Historikern und Journalisten insbesondere, behilflich werden können. Zwar wollte ich ursprünglich diesem Blog ein strengeres wissenschaftliches Profil geben. Weil aber die Themen oft diese Rahmen sprengen, habe ich mich für einen passenderen Titel entschieden, nämlich „Das Nachdenken“ (Englisch und Französisch „Reflexions“, Serbokroatisch bzw. Bosnisch-Kroatisch-Serbisch „Razmišljanja“). Meine Texte, sowohl früher erschienene als auch die neu geschriebene, werden in den Sprachen, in den sie verfasst sind (konkret auf Französisch, Deutsch, Englisch und Serbisch) und in verschiedenen Rubriken wie „Essays“, „Analysen“, „Geschichte“, „Rezensionen“ oder anderen, die eventuell später bei Bedarf entstehen werden erscheinen.

          Am Ende, möchte ich noch meiner Schwester Masha Marjanovich für ihre Hilfe bei der Erarbeitung dieser Seite und für ihre Bereitschaft einige meine Texte auch ins Englisch zu übersetzen, herzlich bedanken.

Vlada Marjanovic

Vladislav Marjanovic ist Historiker und Journalist, wohnhaft in Wien. Er wurde in Budapest geboren, hat seine Studien an der Abteilung für Geschichte der Fakultät für Philosophie der Universität Belgrad abgeschlossen wo er 1978 seine Doktoratarbeit "Jugoslawien, der Völkerbund und die Ideen des Friedens un der internationalen Zusammenarbeit 1925-1929" verteidigt hat.

 

Nachdem er eine Spezialisation in der Gechichte der zeitgenössischen internationalen Beziehungen an der Universität Paris-I Panthéon-Sorbonne (1978-1980) gemacht hat, hat er seine Forschungstätigkeit in den Bibliotheken und Archiven in Paris, London, Genf, Belgrad, Wien, München und Berlin fortgesetzt. Bis 1981 war er als Assistent im Institut für Zeitgeschichte in Belgrad und dann Mitarbeiter in mehreren wissenschaftlichen Instituten in Wien tätig.

 

Auserdem, arbeitete er als Redaktor in der Serbokroatischen Abteilung von Radio France Internationale in Paris sowie als Journalist beim Österreichischen Rundfunk (ORF) und Radio Afrika International in Wien.

 

Er ist Verfasser des Buches "Die Mitteleuropaidee und Mitteleuropapolitik Österreiche 1945-1995", die 1998 beim Peter Lang Vlg erschienen ist sowie von vielen Artikeln in welchen die aktuelle politische und soziale analythisch behandelt sind.

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